
Die Fenix Rally 2025 kehrte im Herbst nach Tunesien zurück und öffnete zum fünften Mal das „Tor zur Sahara“. Der Veranstalter RBI Sport, bekannt für die Rallye Breslau und die Baja Europe, verlegte den Termin in den Zeitraum vom 29. Oktober bis 6. November 2025 und zog damit tiefer in den mystischen Süden des Landes.
ATV- und SSV – Klassen – Triumph in der Sahara
Die „Fenix“ ist keine gewöhnliche Rallye, sondern ein kompakter Wüstenraid mit sieben Wettbewerbsetappen, einem Prolog und einem Ruhetag. Diese moderne Struktur sowie das All‑inclusive‑Paket – von Navigation über Sicherheit bis zur Verpflegung – ermöglichten Profi‑ und Amateurteams eine stressfreie Teilnahme.
Strecke und Besonderheiten
Mit Start und Ziel in Monastir führte die Rallye durch abwechslungsreiche Landschaften: Zunächst über den Küstenstreifen Richtung Douz, dann weiter durch die Tafelberge rund um Matmata und den Grand Erg Oriental und schließlich über Kairouan zurück zum Mittelmeer. Gerade für Fahrerinnen und Fahrer der Kategorien ATV / Quad und SSV (Side‑by‑Side) bot die Route alles, was das Off‑road‑Herz begehrt: schnelle Chotts, weiche Dünen, steinige Plateaus und enge Oasenpassagen.
Der Prolog sowie die ersten Kilometer dienten dazu, die Startreihenfolge zu ermitteln, doch ab Etappe 2 ging es ans Eingemachte. Die Teilnehmer bewältigten Tagesdistanzen zwischen 292 und 520 Kilometern und legten insgesamt knapp 2 800 Kilometer zurück. Ein neutralisierter Ruhetag half, Mensch und Material zu regenerieren, bevor der Tross in die nächste Wüste aufbrach. Laut Organisator Alexander Kovatchev sei Tunesien „die spirituelle Heimat des Rally‑Raids“ – das Land vereine moderne Infrastruktur mit traditionsreichen Rallye‑Pisten.





Die ATV‑Klasse: Duell unter Teamkollegen
Bereits bei der zweiten Wertungsprüfung von Tozeur nach Douz zeichnete sich ab, wer die Pace bei den Quads vorgeben würde. Der Litauer Antanas Kanopkinas auf einem CFMoto CForce sicherte sich die Tagesbestzeit von 4 h 19 min und distanzierte seinen Teamkollegen Gaëtan Martinez, der nach Problemen mit seinem Quad nicht ins Ziel kam.
Auf der dritten Etappe, der legendären „Circle of Sand“ rund um Douz, revanchierte sich Martinez: Auf 362 Kilometern aus Dünen, Geröll und Fesh‑Fesh besiegte er Kanopkinas mit 5 h 32 min 30 s zu 5 h 35 min 00 s. Damit glichen die beiden CFMoto‑Piloten den internen Vergleich aus und demonstrierten, wie hart der Wettbewerb innerhalb eines Teams sein kann.
Die fünfte Etappe führte tief in den Grand Erg Oriental. Wieder duellierten sich die beiden CFMoto‑Fahrer bis zur Ziellinie; diesmal hatte der Franzose Martinez 54 Sekunden Vorsprung.
Es folgte der lange Transfer nach Monastir. In der 6. Etappe benötigte Kanopkinas für die 404 Kilometer 2 h 09 min 55 s, während Martinez mit knapp 22 Sekunden Rückstand folgte.
Zum Finale
Im finalen 338‑Kilometer‑Rundkurs um Monastir fiel die Entscheidung. Kanopkinas gab seinem Quad die Sporen und gewann in 1 h 21 min 01 s deutlich vor Martinez.
In der Gesamtwertung krönte sich der Litauer damit zum „Meister des Grand Erg“: Nach sieben Etappen addierte sich seine Fahrzeit auf 24 h 58 min 36 s, während Teamkollege Martinez mit über zehn Stunden Rückstand Zweiter wurde.






Die SSV‑Kategorie: Fünf Teams, ein Sieger
Die Side‑by‑Side‑Klasse war wesentlich breiter besetzt und bot bis zum letzten Tag Spannung. Schon in Etappe 2 fuhren Nicolas Martinez / Loriane Forgues (Overdrive OT3) einen hauchdünnen Etappensieg heraus; sie benötigten 2 h 41 min 00 s für die 292 Kilometer. Hinter ihnen etablierten sich Juraj Varga / Radovan Schneider (Polaris RZR Pro R) sowie das französische Duo Matthieu Marconnet / Chloé Simon als starke Gegner.
Auf der „Circle of Sand“‑Etappe setzten sich jedoch andere Namen in Szene: Die Italiener Paolo Scalzotto / Aldo De Lorenzo siegten in 4 h 10 min 11 s. Die Führung in der Gesamtwertung übernahm vorübergehend Varga/Schneider, die als Dritte ins Ziel kamen, aber dank ihrer Konstanz vorne blieben.
Der anspruchsvolle fünfte Tag im Grand Erg brachte einen Wendepunkt: Nicolas Martinez / Loriane Forgues zeigten sich unbeeindruckt von den extremen Dünensektionen und gewannen mit 3 h 35 min 39 s vor Daniel Pernot / Thierry Laloup und Varga/Schneider. Martinez/Forgues setzten sich damit an die Spitze der Tageswertung, doch der Abstand in der Gesamtwertung blieb gering.
Die 6. Etappe von Douz nach Monastir erinnerte eher an ein Endurance‑Rennen mit zwei sehr unterschiedlichen Abschnitten: schnellen Chotts und langen Neutralisationen, gefolgt von staubigen Pisten. Martinez/Forgues bewältigten die 404 Kilometer in 1 h 55 min 46 s, während Varga/Schneider mit 2 h 00 min 19 s ins Ziel kamen und so ihre Chancen auf den Gesamtsieg wahrten.
Im großen Finale nahm das französische Duo noch einmal alle Risiken auf sich und flog in 1 h 13 min 08 s über die Pisten rund um Monastir. Dennoch reichte es in der Endabrechnung nicht: Juraj Varga / Radovan Schneider holten sich mit einer Gesamtzeit von 21 h 44 min 19 s den Gesamtsieg in der SSV‑Klasse. Die Tschechen Tomas Kubiena / Miroslav Losos belegten Platz zwei mit 23 h 14 min 15 s, gefolgt von Eric Culus / Carla Isidoro aus Frankreich/Portugal. Martinez/Forgues mussten sich trotz ihrer schnellen Beine mit Platz vier begnügen.
Warum die Fenix Rally etwas Besonderes ist
Neben den sportlichen Höhepunkten punktete die Fenix Rally mit einer transparenten, all‑inclusive‑Preisstruktur: Für ATV- und SSV‑Teams waren Navigationsgerät, Sicherheitsausrüstung, Unterkunft und Verpflegung im Startgeld enthalten. Fremde Fahrzeuge oder teure Halterungskits mussten nicht gemietet werden, da die Organisation alles bereitstellte. Alexander Kovatchev betonte in seinem Vorwort, dass die Rallye „für Menschen gebaut ist, die groß träumen“ – die Passion des Teams sei es, den Teilnehmern das bestmögliche Rallyeerlebnis zu bieten.
Die Rallye zog 88 Teilnehmende aus 18 Nationen an, darunter Teams aus Deutschland, Frankreich, Italien, Polen, Litauen, Belgien, den Niederlanden, Tunesien und Südafrika. Alle großen Hersteller wie Can‑Am, Polaris, CFMoto und Toyota waren vertreten. Viele nutzten die Fenix als Vorbereitung auf die Dakar oder die Africa Eco Race.

Stimmen aus dem Fahrerlager
Mehrere Teilnehmer beschrieben die Fenix Rally als perfekte Generalprobe für größere Abenteuer. Ein italienischer Autopilot lobte die langen Dünenetappen und das „echte Bivouac‑Gefühl“ – ideale Vorbereitung für die Dakar. Belgiens Fernsehstar Koen Wauters zeigte sich beeindruckt von der Streckenführung und stellte nach seinem vierten Gesamtrang im Auto‑Klassement fest, dass jeder, der diese Rallye beendet, „bereit für das Africa Eco Race oder sogar den Dakar‑Rally“ sei.
Ausblick: RBI Sport 2026
Kaum waren die Motoren verstummt, kündigte RBI Sport den Kalender für 2026 an. Neben der Wiederauflage der Fenix Rally (21.–29. Oktober 2026) stehen das Rock Trophy (26. April – 1. Mai 2026), Baja Europe (14.–16. Mai 2026) und die legendäre Rallye Breslau (28. Juni – 3. Juli 2026) auf dem Programm. Damit bleibt der Weg in den Sand geebnet – für Quad‑Piloten, SSV‑Crews und alle, die vom Duft der Sahara träumen.
Fazit

Die Fenix Rally 2025 hat eindrucksvoll gezeigt, dass ein kompaktes Off‑Road‑Format und echte Wüstenromantik einander nicht ausschließen. In der ATV‑Klasse war es ein teaminternes Duell, das Antanas Kanopkinas dank Konstanz und Nervenstärke für sich entschied. In der SSV‑Kategorie sorgten wechselnde Tagessieger für Spannung, doch am Ende siegten Juraj Varga und Radovan Schneider verdient. Wer das Abenteuer sucht, findet es auf den Pisten Tunesiens – und die Fenix Rally bleibt das strahlende Symbol dafür, dass Off‑Road‑Träume wahr werden können.
- Text und Fotos: RBI sport



















