EICMA 2025: China übernimmt!

Drei Tage EICMA – und man ist schlicht erschlagen. Reizüberflutung pur. Wer hier versucht, den Überblick zu behalten, verdient eigentlich schon eine Medaille. Wir haben es trotzdem versucht – und fassen zusammen, was uns besonders aufgefallen ist.

Die bekannten nordamerikanischen Marken Polaris und Can-Am gaben sich zurückhaltend. Verständlich, schließlich ist die EICMA vor allem eine Zweiradmesse. Trotzdem: Auf dem Can-Am-Stand fand sich – zwischen zwei neuern Elektrozweiradmodellen – immerhin eine Outlander Max XT-P T 1000R mit klassischem Verbrenner. Eher schüchtern im Hintergrund, als wolle sie sagen: „Ich bin auch noch da!“. Dafür stand eine einzige elektrische Outlander samt offen präsentiertem Antriebsstrang im Rampenlicht – das Interesse an diesem Modell hielt sich, sagen wir mal, in Grenzen.

Die alten Bekannten

Polaris glänzte dagegen komplett durch Abwesenheit in den Hallen. Zu teuer? Nicht die richtige Zielgruppe? Beides plausible Erklärungen. Immerhin konnte man draußen auf dem Testparcours im Rahmen von „Y.U.M. – Your Urban Mobility“ ein paar Runden auf Polaris-ATVs drehen – nach Anmeldung versteht sich. Praxis statt Hochglanz – auch eine Art Messeauftritt.

KYMCO legte den Fokus diesmal auf die Roller

Bei den Taiwanesen von Kymco bot sich ein ähnliches Bild. Der Fokus lag ganz klar auf Rollern aller Klassen und Preiskategorien. Drei ATVs standen eher beiläufig in der Ecke – ausbaufähig. Man hat fast den Eindruck, Kymco schleppt die Vierräder nur noch mit, so nach dem Motto: „Wenn’s halt sein muss.“ Die Szene wartet auf neue Motoren und Modelle. Und das schon seit Jahren. Schade, denn einst war die KXR 250 ein echtes Volksquad – günstig, robust und mit garantiertem Spaßfaktor. Heute bietet der deutsche Importeur MSA GmbH in Weiden noch zwei Modelle (500 und 700 ccm) auf seinem Internetauftritt an. Ein Lichtblick ist die neue, lange Version der 700er, über die wir in unserer aktuellen Ausgabe schon berichten können.

Dafür startet MSA zum 1. Januar 2026 mit dem Generalvertrieb der Marke TGB durch. Bislang lag dieser bei der österreichischen Michael Leeb Trading GmbH, die sich seit kurzem ganz auf den Import eines anderen, neuen Shootingstars konzentriert: SPORTIVA.

CFMOTO zündet ein ATV-Feuerwerk

Und bei CFMOTO (und der neuen Submarke GOES), brannte auf der EICMA 2025 ein echtes Feuerwerk an ATV-Neuheiten ab! Kaum hat man mit der Generation 3 bewiesen, dass China nicht nur „billig“, sondern auch „schön“ kann, rollt schon die Generation 4 an. Gleich vier Modelle waren zu sehen: C4, C5, C6 PRO und als Technik-Showstopper die CFORCE Tech Gen4 – sehr wahrscheinlich mit 1000er Zweizylinder. Mitlenkende Hinterachse, automatische Niveauregulierung, hydraulische Dämpferverstellung je nach Fahrmodus, adaptives Kurvenlicht und noch einiges mehr. Damit übernimmt CFMOTO nicht nur bei den Zulassungen (über 54 % Marktanteil in Deutschland laut KBA, Stand September 2025), sondern auch bei den Innovationen ganz klar die Pole-Position im ATV-Markt. Donnerwetter!

GOES überrascht mit Einsteiger-ATVs und Konzepten

Auch die zum Haus gehörende Marke GOES zeigte sich hochaktiv. Das Einstiegsmodell 350 Terrox erinnert charmant an die Anfangszeiten der weltweiten Quad-Szene in den 90ern: einfach, unkompliziert, mit zuschaltbarem Allrad und Sperre – aber preisgünstig. Wie günstig genau, blieb allerdings Betriebsgeheimnis. Dazu gab’s die Konzeptstudie G-Core T 25eines kantig-runden Zweisitzers, optisch stark an die neue CFMOTO-Generation angelehnt. Geschmackssache – farblich eher „mutig“.

Für den mächtigen China-Auftritt seien stellvertretend noch Benda und SWM erwähnt.
Benda legte einen spektakulären Messeauftritt hin – mit etlichen neuen Motorrädern, teils sogar mit Boxermotor, und einem Design, das man wirklich als frisch bezeichnen darf. Und dann waren da noch die Redstone-ATVs – futuristisch wie vom Mars importiert. 

SWM feieret ein Comeback

SWM wiederum – wer war das gleich? Offroad Motorradfans in Italien dürften sich erinnern. Die Marke war einst ein kleines, aber feines italienisches Unternehmen aus Mailand, wurde 2014 von finanzstarken Investoren aus Asien übernommen – und präsentiert nun gleich eine ganze Palette neuer Zweiräder und ganz neu am Start auch ATVs: Vom Trailhunter 550, 700, 850, und 1000 sowie Mud Monster war alles vertreten. Preise? Noch geheim. Der erste Eindruck: überraschend positiv.

Spannend auch die Zukunftspläne: Ein Zweizylinder mit 1200 ccm ist in Arbeit. Und das ist nicht bloß Messegeflüster. Schon serienreif: die neue Hybrid-Motor-Generation für UTVs namens Nomader – kombiniert Elektro- und Verbrennerantrieb mit bis zu 210 PS Spitze! Kein Tippfehler. Der E-Motor übernimmt den Start, ab 20 km/h schaltet sich der Verbrenner zu, ab 70 km/h läuft dieser dann solo weiter. Clever und kräftig zugleich.

Fazit

Die genannten Hersteller aus Fernost stehen stellvertretend für eine ganze Welle neuer Anbieter, die auf der EICMA 2025 eindrucksvoll demonstriert haben, wo die Reise hingeht. China ist nicht mehr „im Kommen“. China ist längst da.

  • Text: Stefan Herbst; Ralf Wilke
  • Fotos: Stefan Herbst; Hersteller
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